Liebe(r) Leser/in

liebe Freunde, Mitstreiter, Mitdenker oder auch nur Mitleser (vom NSA und BND),

die gute Nachricht vorweg, die Deutsche Bahn hat jetzt als erstes großes Unternehmen beschlossen, künftig von den Bewerbern für ihre 4.000 jährlich zu vergebenen Ausbildungsplätze keine Schulzeugnisse mehr sehen zu wollen. Aus denen ließe sich sowieso nicht erkennen, was jemand draufhat... Nun wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis andere Unternehmen diesem Beispiel folgen und wenn der Zug weiter in diese Richtung abfährt, wird sich Schule schneller neu erfinden müssen, als das mancher heute noch für möglich hält.

Es geht also voran. Die nächsten Weichen werden Ende August auf dem Vision Summit in Berlin gestellt. Und damit wir bei all diesem Veränderungsdruck die Richtung nicht aus den Augen verlieren, erscheint im Oktober ein neues Buch (Herbert Renz-Polster, Gerald Hüther: "Wie Kinder heute wachsen") und ein sehr interessanter Film (Erwin Wagenhofer, Alphabet) zum Thema Zukunft der Bildung.

Nicht nur in der Schule, auch in vielen Unternehmen und Organisationen steht die Transformation der bisherigen Beziehungs- Lern- und Führungskultur ganz oben auf der Agenda. Und der Begriff "Potenzialentfaltung" breitet sich immer weiter aus, auch wenn noch lange nicht alle verstanden haben, dass man andere dazu nicht zwingen sondern nur einladen, ermutigen und inspirieren kann.


Meine Trennung von der Sinn-Stiftung

Die weniger erfreuliche Nachricht ist der Umstand, dass ich mich von der Sinn-Stiftung getrennt habe. Auf einem der Alm-Projekte für ADHS-Kinder ist es 2010 zu sexuellen Übergriffen bei einem Jungen durch einen pädophilen Betreuer gekommen. Der war uns zwar von den Schweizer Jugendbehörden als vorbildlicher Sozialpädagoge empfohlen worden, hatte für seine Arbeit mit schwierigen Jugendlichen sogar einen Preis bekommen. Die für das Almprojekt Verantwortlichen hatten ihn auch eingehend geprüft, aber es ist trotzdem passiert. Als Präsident der Sinn-Stiftung musste ich die Verantwortung dafür übernehmen. Das habe ich auch gemacht, so gut es ging. Aber noch einmal möchte ich nicht in solch eine Situation geraten.

Deshalb werde ich mich in Zukunft nur noch in Projekte und Initiativen einbringen, wo ich das, was dort passiert, auch selbst überschauen kann und wo auch die Verantwortlichkeiten klar geregelt sind.


Eine Übersicht meiner Initiativen

Was für Projekte und Initiativen das sind, habe ich auf meine Homepage in einer separaten Rubrik zusammengestellt. Wer mehr Interesse an einer Mitwirkung bei mancher dieser Initiativen hat, wird über einen Link mit der betreffenden Website verbunden und kann sich dann direkt dort informieren, ob das möglich ist.


Mein Sabbatical

Bis zum Jahresende mache ich jetzt einmal so weiter wie bisher, aber ab Januar werde ich mich, aber wie ich das bereits zu Beginn dieses Jahres geplant hatte, für ein Jahr aus allen öffentlichen Aktivitäten zurückziehen. Ich spüre, dass inzwischen sehr Vieles angestoßen ist und bisher Angestautes in Fluss kommt. Und wenn etwas zu fließen beginnt, ist es mir sehr wichtig genauer hinzuschauen, welche Strömungen sich herausbilden und wer dort wohin rudert.

Genau das bekommt man aber nicht mit, solange man selbst mittendrin ist. Deshalb klettere ich im nächsten Jahr ans Ufer und schaue einfach nur zu, was sich wie wohin entwickelt. Ich bin sehr gespannt, was dann mit mir und in mir passiert.

Ihnen und euch allen wünsche ich noch einen wunderbaren Restsommer, einen klaren Blick und gelegentlich etwas Mut, nicht nur zum selber Denken, sondern auch bei der Umsetzung dessen, was uns allen am Herzen liegt.

Herzlichst

Gerald Hüther