Wirkungen von Psychopharmaka

Die 80er und 90er Jahre waren Blütezeiten der Entwicklung und Erforschung von Psychopharmaka. Mich interessierte und damals insbesondere die Wirkungen von Substanzen, die in der Lage waren, die Freisetzung von Monoaminen im Gehirn zu verändern und die deshalb vor allem zur Behandlung von Patienten mit Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, psychotischen Zuständen und Aufmerksamkeitsstörungen eingesetzt wurden. Da in dieser Zeit auch zunehmend Kinder und Jugendliche mit diesen Medikamenten behandelt wurden und die bisherigen Studien nur am Gehirn Erwachsener durchgeführt worden waren, begann ich, die Auswirkungen der Verabreichung dieser Substanzen auf das sich noch entwickelnde, noch nicht fertig ausgereifte Gehirn zu untersuchen.

Dabei wurde deutlich, dass seronerg und dopaninerg wirksame Psychopharmaka nicht nur die Funktion des serotonergen bzw. dopaminergen Systems, sondern eine Ausreifung, also die Struktur, die Innervationsdichte dieser Systeme in den jeweiligen Zielgebieten langfristig veränderten. Offenbar führt also eine veränderte Aktivität dieser monoaminergen Systeme zu einer Veränderung ihrer Herausbildung und Ausformung.

Publikationen hierzu

Bock, N., Quentin, DJ., Hüther, G., Moll, GH., Banaschewski, T., Rothenberger, A.
Very early treatment with fluoxetine and reboxetine causing long-lasting change of the serotonin but not the noradrenaline transporter in the frontal cortex of rats
The World Journal of Biological Psychiatry 6 (2), 107-112, 2005, ISSN 1562-2975

Moll, G. H., Rothenberger, A., Rüther, E., Hüther, G.
Entwicklunspsychopharmakologie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Psychopharmakotherapie 9, 19-24, 2002

Hüther, G.
Kritische Anmerkungen zu den bei ADHD-Kindern beobachteten neurobiologischen Veränderungen und den vermuteten Wirkungen von Psychostimulanzien (Ritalin®)
Analyt. Kinder- u. Jugendlichenpsychother. 32, 471-486, 2001

Moll, G.H., Hause, S., Rüther, E., Rothenberger, A., Hüther, G.
Early methylphenidate administration to young rats causes a persistent reduction in the density of striatal dopamine transporters
J of Child and Adolescent Psychopharm. 11, 15-24, 2001

Wegerer, V., Moll, Bagli, A., Rothenberger, A., Rüther, E., Hüther, G.
Persistently increased density of serotonin transproters in the frontal cortex of rats treated with fluoxetine during early juvenile life
J. Child Adolesc. Psychopharmacol. 9, 13-24, 1999

Grecksch, G., Zhou, D., Franke, C., Schörder, U., Sabel, B., Becker, A., Huether, G.
Influence of olfactory bulbectomy and subsequent imipramine treatment on 5-hydroxytryptaminergic presynapses in the rat frontal cortex: Behavioural Correlates
Brit J. Pharmacol 122, 1725-1731, 1997

Hüther, G.
Kurzfristige Wirkungen und langfristige Folgen der Einnahme von Psychostimulanzien und Entaktogenen auf das sich entwickelnde Gehirn von Kindern und Jugendlichen
In: Möller, Ch. (Hrsg.) Drogenmissbrauch im Jugendalter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2005, 47-62, ISBN 3-525-46228-X

Hüther, G., Rüther, E.
Die nutzungsabhängige Reorganisation neuronaler Verschaltungsmuster im Verlauf psychotherapeutischer und psychopharmakologischer Behandlungen
In: Schiepek, G. (Hrsg.) Neurobiologie der Psychotherapie. Schattauer Stuttgart New York 2003, 224-234, IBSM 3-794-52239-7