Psychotherapie

Die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war die Blütezeit der Psychopharmakalogie. Damals wurden immer mehr und immer spezifischere Medikamente zur Behandlung psychischer Störungen entwickelt und eingesetzt.

Auch deren Einfluss auf eine Veränderung der Freisetzung oder der Rezeptorwirkungen verschiedener Transmittersysteme wurde damals intensiv untersucht. Innerhalb der Psychiatrie entstand als „biologische Psychiatrie“ bezeichnete Bewegung, die zu einer entsprechenden Unterdrückung, bisweilen sogar Diskreditierung nicht-medikamentöser, psychotherapeutischer Ansätze und Behandlungsformen führte. Als dann in den 90er Jahren die enorme Plastizität des menschlichen Gehirns deutlich wurde und nachgewiesen werden konnte, dass psychotherapeutische Interventionen zur Neubildung von Synapsen und zur Veränderung neuronaler Verschaltungen führen – und damit neurobiologische Strukturen verändern – können, bekam auch die Psychotherapie eine „biologische“ Grundlage. Fortan gewannen psychotherapeutische Interventionen gegenüber den bis dahin dominierenden psychopharmakologischen Behandlungen wieder deutlich mehr Anerkennung. Mit meinen Publikationen und Vorträgen habe ich diese Entwicklung zu unterstützen versucht. Gleichzeitig habe ich mich seit dieser Zeit darum bemüht, diese neueren Erkenntnisse über die Plastizität des menschlichen Gehirns über die Auswirkungen von Angst und Stress und über die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen auch für andere Bereiche des sozialen Lebens für eine breitere Öffentlichkeit deutlich zu machen.

Publikationen dazu

Hüther, G.
Lifelong plasticity of the human brain and is implications for the Prevention and Treatment of Mental Disorders. Dynamische Psychiatrie
Internationale Zeitschrift für Psychotherapie, Jahrgang 47., 2014, 2-3, Nr. 206-263, Seiten 108-125, ISSN 0012-740 X

Hüther, G.
Zwanghaftes Verhalten und die Neurobiologie des Wollens – Entstehungsursachen und Perspektiven der Behandlung
In: Petzold, H.G., Sieper, J. (Hrsg.), Der Wille, die Neurobiologie und die Psychotherapie, Band 2. Edition Sirius Bielefeld 2008, Seiten 395 – 414, ISBN 978-3-89528-643-8

Hüther, G.
Angst- und stressbedingte Störungen. Auf dem Weg zu einer neurobiologisch fundierten Psychotherapie
Zeitschrift Psychotherapeut (2007), Band 52, Heft 3, Seite 166-176, Hogrefe Verlag

Hüther, G.
Neurobiologisch fundierte Psychotherapie
In: Dammann, G., Janssen, P. (Hrsg. Beide), Psychotherapie der Boderline-Störungen, Georg-Thieme Verlag Stuttgart (2007), Seiten 129 – 142, ISBN 978-3-13-126862-4

Hüther, G.
Mein Körper – das bin doch ich…. Neurobiologische Argumente für den Einsatz körperorientierter Verfahren in der Psychotherapie
Psychoanalyse & Körper, Jahrgang 4, 7, 7-23, 2005, ISSN 1610-5087

Hüther, G.
Ängste als Auslöser psychischer Störungen
In: Bock, Th., Dörner, K., Naber, D. (Hrsg.) Anstöße. Psychiatrie-Verlag gGmbH, Bonn 2004, 34-43, ISBN 3-88414-368-9

Hüther, G.
Zeit für mehr Gemeinsamkeit: Perspektiven einer Synthese zwischen Hirnforschung und Psychotherapie
Impulse für die Psychotherapie. 6, 74-84, 2001